Der 1. Juli 1990 markiert den Beginn der „Einheit vor der Einheit“. Die DDR übernahm das wirtschafts- und sozialpolitische System der Bundesrepublik und führte die D-Mark als alleiniges Zahlungsmittel ein. Alle Personenkontrollen an der innerdeutschen Grenze fielen endgültig weg. Mit diesem Tag war die wirtschaftliche und sozialpolitische Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik vollzogen – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur staatlichen Einheit und ein Ereignis, das zahlreiche Leben in Ostdeutschland von einem Tag auf den anderen nachhaltig veränderte.
Ursprünglich hatte die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ geplant, mit Bürgerinnen und Bürgern in fünf ausgewählten deutschen Städten über den Meilenstein „Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion“ zu diskutieren. Aufgrund der Covid-19-Pandemie mussten diese Regionalkonferenzen abgesagt werden.
Das angedachte Format wurde daraufhin in den Podcast „Die Einheit vor der Einheit - 30 Jahre Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion“ übertragen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sind dem gemeinsamen Aufruf der Kommission, der Deutschen Gesellschaft e. V., des Tagesspiegels und des Radio Sachsens gefolgt und haben ihre Meinungen und Erinnerungen in den Podcast eingebracht.
Wir freuen uns, das Ergebnis ab dem 29. Juni hier präsentieren zu können, und danken allen, die ihre Beiträge eingesandt haben, für ihre Beteiligung!
Online ab 30.06.2020
Mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion änderte sich das Leben der Menschen in der DDR über Nacht grundlegend – aber was änderte sich für die Menschen im Ruhrgebiet?
Korbinian Frenzel Moderator
geb. 1978 in Wolfsburg. Korbinian Frenzel ist ein deutscher Politologe und Journalist. Er studierte Politikwissenschaft in Berlin, Amsterdam und Aix-en-Provence. Von 2005 bis 2009 arbeitete er als Redenschreiber im Europäischen Parlament und war Referent des Abgeordneten Michael Cramer (Bündnis 90/Die Grünen) in Brüssel und Straßburg. Beim Deutschlandradio absolvierte er anschließend ein Volontariat. Beim Deutschlandfunk Kultur ist er seit 2011 als Moderator sowie seit 2016 in der Redaktionsleitung der Primetime tätig. Er ist Vorsitzender des Fachbereichs Rundfunk beim Journalistenverband Berlin-Brandenburg e.V.
Hatice Akyün Zeitzeugin
geb. 1969 in Akpınar, Türkei. Hatice Akyün ist Journalistin und Schriftstellerin. Bekannt ist sie unter anderem durch ihre Kolumne „Meine Heimat“ in der Zeitung Der Tagesspiegel und ihr literarisches Wirken, beispielsweise in dem preisgekrönten, 2005 veröffentlichten, autobiografischen Werk „Einmal Hans mit scharfer Soße. Leben in zwei Welten“. Akyün zog als Dreijährige mit ihren Eltern ins Ruhrgebiet, wo ihr Vater als Bergarbeiter tätig war. Schon während ihres Studiums der Betriebswirtschaft in Düsseldorf begann sie journalistisch zu wirken. Akyün ist eine wichtige Stimme in den Debatten um Integration und Fremdenfeindlichkeit.
Steffen Lutz Matkowitz Zeitzeuge
geb. 1952 in Leipzig. Steffen Lutz Matkowitz ist Regisseur, Texter und freiberuflicher Kabarettist. 1979 gründete er das Kabarett „Lindenauer Brettl“ - ab 1995 „Kabarett Leipziger Brettl“, das er bis heute leitet und betreibt. Von 1976 bis 1978 war er Facharbeiter für Filmwiedergabetechnik an der Zentralen Betriebsschule des Lichtspielwesens der DDR. 1983 schloss er sein Fernstudium der Kulturwissenschaften ab. Von 1983 bis 1986 erhielt er ein Berufsverbot in der DDR und war dort arbeitslos. Nach seiner von den Niederlanden politisch erzwungenen Ausreise nach Westdeutschland 1986 war er in der niederländischen Stiftung „Parität“ und als freiberuflicher Referent für das Gesamtdeutsche Institut und andere tätig. 1995 feierte das „Kabarett Lindenauer Brettl - Leipziger Brettl“ Wiedereröffnung in Leipzig. Heute wohnt er in Mettmann, NRW. Matkowitz ist Landesvorsitzender des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland - NRW e.V. und arbeitet auch als Zeitzeuge und Referent für politische Stiftungen und Bildungseinrichtungen.
Wolf Schöde Zeitzeuge
geb. 1942 in Gelsenkirchen / Ruhr. Wolf Schöde ist der ehemalige Sprecher der Treuhand. Zwischen 1980 und 1990 war er im Wirtschaftsministerium NRW tätig, wo er hauptsächlich in den Bereichen Strukturwandel, Technologie und Industriepolitik arbeitete. Ab 1984 war er Gruppenleiter und stellv. Abteilungsleiter der Grundsatzabteilung Wirtschaftspolitik. 1990 wurde er von Detlev Rohwedder für die Treuhandanstalt engagiert. Er setzt sich für eine kritische Aufarbeitung des gesamten Geschehens der Transformation nach 1990 ein. In den letzten Jahren nahm er an Diskussionen zum Thema „Treuhand“ teil. Von 2004 bis 2012 leitete er den Industrieverband der Luft – und Raumfahrtindustrie in Berlin-Brandenburg.
Dr. Marcus Böick Historiker
geb. 1983 in Aschersleben. Dr. Marcus Böick ist Akademischer Rat a. Z. am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Von 2004 bis 2009 studierte er Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Zeitgeschichte zwischen 2014 und 2016. Er ist Mitherausgeber der vom BMWi in Auftrag gegebenen, erinnerungskulturellen Studie „Wahrnehmung und Bewertung der Arbeit der Treuhandanstalt“. 2018 erschien seine Doktorarbeit zur Treuhandanstalt im Göttinger Wallstein Verlag.
Online ab 29.06.2020
Die Überführung der sozialistischen Planwirtschaft in die Soziale Marktwirtschaft verlief nicht ohne Probleme. Welche Folgen hatte dieser tiefgreifende Transformationsprozess?
Korbinian Frenzel Moderator
geb. 1978 in Wolfsburg. Korbinian Frenzel ist ein deutscher Politologe und Journalist. Er studierte Politikwissenschaft in Berlin, Amsterdam und Aix-en-Provence. Von 2005 bis 2009 arbeitete er als Redenschreiber im Europäischen Parlament und war Referent des Abgeordneten Michael Cramer (Bündnis 90/Die Grünen) in Brüssel und Straßburg. Beim Deutschlandradio absolvierte er anschließend ein Volontariat. Beim Deutschlandfunk Kultur ist er seit 2011 als Moderator sowie seit 2016 in der Redaktionsleitung der Primetime tätig. Er ist Vorsitzender des Fachbereichs Rundfunk beim Journalistenverband Berlin-Brandenburg e.V.
Eberhard Diepgen Zeitzeuge
geb. 1941 in Berlin. Eberhard Diepgen war Regierender Bürgermeister des geteilten und des wiedervereinigten Berlins (1984 – 1989 und 1991 – 2001). Er studierte Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin und war nach seinem zweiten Staatsexamen im Jahre 1972 als Rechtsanwalt tätig. 1971 wurde er in das Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt, dem er bis 2001 angehörte. Er war Landes- und Fraktionsvorsitzender der CDU und ist seit 2004 Ehrenvorsitzender der Partei. Nach 2001 war er wieder als Rechtsanwalt tätig. Er engagiert sich in verschiedenen Verbänden und Gremien. So ist er u. a. Vorsitzender des Trägervereins des Käthe-Kollwitz-Museums, Vorsitzender des Kuratoriums der Förderstiftung der Evangelischen Akademie Berlin und des Beirates des Unionhilfswerkes. Er ist Namensgeber und Schirmherr des Eberhard-Diepgen-Preises zur Auszeichnung von herausragendem Engagement für den sozialen Zusammenhalt in Berlin.
Petra Hoyer Zeitzeugin
geb. 1962 in Frankfurt/Oder. Petra Hoyer absolvierte eine Ausbildung zur Industrienäherin, eine Abiturausbildung mit integriertem Baufacharbeiter und ein Studium der Außenwirtschaft. Sie ist Baustoffhändlerin und gründete 1990 ihr eigenes Unternehmen. 2014/2015 wurde sie als Berliner Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Außerdem gründete sie gemeinsam mit einem Freund das Modelabel Ben Weide. Hoyer lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Berlin.
Robert Ide Zeitzeuge
geb. 1975 in Marienberg (Sachsen). Robert Ide, geboren im sächsischen Marienberg und aufgewachsen in Ost-Berlin, ist geschäftsführender Redakteur beim Tagesspiegel. Er studierte politische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin und forschte zur Geschichte der DDR. Beim Tagesspiegel leitete er viele Jahre die Sportredaktion und die Berlin-Brandenburg-Redaktion. Robert Ide ist Experte für DDR-Geschichte und verantwortete zuletzt die Aktionen, Veranstaltungen und Sonderausgaben des Tagesspiegels zu 30 Jahren Mauerfall. Bekannt wurde er als Autor des Buches „Geteilte Träume - Meine Eltern, die Wende und ich“ (Luchterhand/btb), in dem er den Generationenkonflikt zwischen jungen und älteren Ostdeutschen beschreibt.
Prof. Dr. André Steiner Historiker
geb. 1959 in Berlin. Prof. Dr. André Steiner ist Wirtschaftshistoriker und apl. Professor an der Universität Potsdam. Seit 2000 ist er Projektleiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Von 1981 bis 1986 studierte er Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von ihm sind zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Wirtschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert mit einem Schwerpunkt zur DDR erschienen. Zu diesem und weiteren wirtschaftshistorischen Themen trat er in Produktionen verschiedener TV- und Radio-Sender auf.
Online ab 01.07.2020
In Sachsen hatte die Friedliche Revolution, die in die staatliche Einheit mündete, einen Ausgangspunkt. Welche Erwartungen wurden enttäuscht – und welche erfüllt?
Korbinian Frenzel Moderator
geb. 1978 in Wolfsburg. Korbinian Frenzel ist ein deutscher Politologe und Journalist. Er studierte Politikwissenschaft in Berlin, Amsterdam und Aix-en-Provence. Von 2005 bis 2009 arbeitete er als Redenschreiber im Europäischen Parlament und war Referent des Abgeordneten Michael Cramer (Bündnis 90/Die Grünen) in Brüssel und Straßburg. Beim Deutschlandradio absolvierte er anschließend ein Volontariat. Beim Deutschlandfunk Kultur ist er seit 2011 als Moderator sowie seit 2016 in der Redaktionsleitung der Primetime tätig. Er ist Vorsitzender des Fachbereichs Rundfunk beim Journalistenverband Berlin-Brandenburg e.V.
Rainer Eichhorn Zeitzeuge
geb. 1950 in Zwickau. Rainer Eichhorn ist Architekt und ehemaliger Politiker. Sein Studium der Architektur absolvierte er an der Technischen Universität Dresden. Von 1975 bis 1990 folgte die Berufstätigkeit als Architekt. Er war von 1990 bis 2001 Oberbürgermeister der Stadt Zwickau. In dieser Zeit war Eichhorn Mitglied des Landesvorstandes und des Präsidiums des Sächsischen Städte- und Gemeindetags sowie von 1992 bis 2001 Mitglied im Hauptausschuss des Deutschen Städtetags. 2001 wurde ihm die Sächsische Verfassungsmedaille und 2016 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Seit 2003 ist Eichhorn Ehrenbürger Zwickaus. Nach dem Ausscheiden aus dem Amt ging er in seinen Beruf zurück und praktiziert seit 2005 als freier Architekt und selbstständiger Unternehmensberater.
Constanze John Zeitzeugin
geb. 1959 in Leipzig. Constanze John ist Schriftstellerin und studierte Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Karl-Marx-Universität Leipzig sowie im Fernstudium am Literaturinstitut. Ihre erste Veröffentlichung erfolgte in der Literaturzeitschrift „Temperamente“ im Jahr 1987. Constanze John war von 1984 bis 1997 in medizinischen Hilfsbereichen tätig. In Zwickau wirkte sie ab 1993 vor allem in der literarischen Kinder- und Jugendarbeit, recherchierte in der Heimatgeschichte und initiierte Zeitzeugenprojekte wie den Dokumentarfilm „Glückauf – machs gut“, mit Bernd Mast, „Grenzfall Einheit“ (Hrsg. mit Dr. Kerstin Schimmel) oder „Das Schöne ist das mögliche Ende der Schrecken. Oder: Bach und Braunkohle“, Deutschlandfunk. Seit 2000 wieder in Leipzig lebend, berichtet Constanze John von ihren Auslandsreisen im Deutschlandfunk und Deutschlandradio. Als Hausautorin bei DuMont Reise erscheint nach 40 TAGE ARMENIEN und 40 TAGE GEORGIEN im Herbst 2020 40 TAGE ASERBAIDSCHAN.
Iris Kloppich Zeitzeugin
geb. 1953 in Dessau. Iris Kloppich ist Historikerin. 1986 begann ihr Engagement in der Interessenvertretung für Beschäftigte im Gewerkschaftsbund FDGB der DDR. 1989 wurde sie politische Mitarbeiterin der IGM im Bezirk Sachsen. Sie setzte sich dort für den Aufbau der Mitbestimmung sowie der Tarifpolitik in Betrieben der Metall-, Elektrotechnik und im Stahlbereich ein. Schwerpunkt war auch der Transformationsprozess der Wirtschaft. Von 2004 bis 2016 war sie Vorsitzende des DGB Sachsens. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren Fachkräfteentwicklung, Digitalisierung, Entwicklung des ländlichen Raums und Sozialpolitik. 2015 wurde sie mit der Sächsischen Verfassungsmedaille und 2019 mit dem Verdienstorden des sächsischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet.
Dr. Eva Schäffler Historikerin
geb. 1985 in München. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte München – Berlin. Im Rahmen des Projekts „Die Geschichte der Treuhandanstalt“ forscht Schäffler aktuell zur Privatisierung in der Tschechischen Republik. Sie studierte Europastudien, Bohemistik/Tschechisch und Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und an der Universität Salzburg. Von 2010 bis 2016 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. Ihre Promotion zum Thema „Paarbeziehungen in Ostdeutschland: Auf dem Weg vom Real- zum Postsozialismus“ erschien 2017.
30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit
30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit
Friedliche Revolution und Deutsche Einheit jähren sich 2019 und 2020 zum dreißigsten Mal. Die Jahrestage sollen als ein ganz Deutschland einendes Jubiläum gefeiert werden. Historische Meilensteine auf dem Weg zur Einheit sollen gewürdigt werden. Die Bundesregierung hat deshalb eine Kommission eingesetzt, die Empfehlungen für vielfältige Veranstaltungen zum Jubiläum gibt. Ihre 22 Mitglieder kommen aus Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur, Medien, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Herzstück sind Begegnungen und Dialoge zwischen ost- und westdeutschen Partnerstädten.